Thrombose

Adern können ein Krampf sein

In den bisherigen Artikeln haben wir uns hauptsächlich mit Kompressionsstrümpfen, deren Anwendung und Wirkung beschäftigt. Ca. 80% der Strumpfträger leiden effektiv an einer Erkrankung der Venen. Als wichtigstes sind die Krampfadern zu nennen, gefolgt von der Venenthrombose. In diesem Artikel werden wir die Adern, welche für viele einen Krampf darstellen etwas genauer unter die Lupe nehmen.

Krampfadern: Begleiter der Menschen

Krampfadern sind nichts Neues: Der Terminus ist bis in das Althochdeutsche zurückzuverfolgen. Allerdings haben Krampfadern nichts mit einem Krampf gemeinsam, sondern stammen vom althochdeutschen Begriff „krumb“ ab. Krampfadernleiden sind häufig, über 50% der Erwachsenen Bevölkerung sind davon betroffen. Es ist also kaum vorstellbar, welchen ökonomischen Stellenwert die Erkrankung hat.
Unter der Bezeichnung Krampfadern werden Dilatation, Schlängelungen und Knotenbildungen von oberflächlichen Hautvenen sowie von Perforansvenen zusammengefasst, die sich ohne äusseres Zutun nicht mehr rückbilden können. Je nach Ursprung unterscheidet man das primäre vom sekundären Varizenleiden:

Übersicht Krampfadern Stadien

  • Das primäre Krampfaderleiden wird durch eine prädisponierte, vererbte Bindegewebsschwäche verursacht. Diese Form der Erkrankung ist am häufigsten.
  • Gründe des sekundären Krampfaderleidens sind früher gehabte tiefe Beinvenenthrombosen, die zu Alterationen der Venenklappen leiten und zum postthrombotischen Krankheitsbild gehören. Begünstigende Faktoren sind berufbedingtes langes Stehen, Sitzen und nicht zuletzt eine Schwangerschaft.

So fliesst das Blut zurück

Gewöhnlich fliesst venöses Blut aus den Beinvenen in Richtung Pumporgan zurück. Diese Strömung wird durch die Muskelpumpe verursacht: Die Muskulatur der Beine aktiviert sich mit jedem Gang und drücken Blut durch die offenen Klappen nach oben – gegen die Schwerkraft. Es handelt sich hier um einige tausend Liter Blut, welche gegen einen enormen Widerstand befördert werden müssen. Eine gewaltige Leistung!

Damit es nur in ein Richtung geht

Wenn die Gefässventile richtig funktionieren, ist es nicht möglich, dass Blut in Richtung Fuss fliessen kann – sogar im aufrechten Stand nicht. Die Venenwand bringt dem venösen Blutdruck genügend Widerstand entgegen. Der Blutfluss wird nur in eine Richtung – herzwärts – zugelassen. Dies setzt allerdings ein vollkommen intaktes Gefässsystem voraus.

Krampfadern entstehen beim Versagen der Klappen

Schlangenartige Gefässe sind zwar teilweise weiterhin funktionierend, insofern eine intakte Venenwand vorliegt. Liegt aber eine Schwäche vor, hat dies zur Folge, dass sich Venen erweitern und ihre Klappen undicht werden. Es kann lange dauern, bis sich eine nicht erkennbar, ausgeweitete Vene mit geschwächten Klappen zu einer offensichtlichen, geschlängelten Krampfader umbaut. Die Strömungsumkehr führen zu einer Stauung, welcher die Venen zusätzlich ausweitet. Es ist offensichtlich, dass sich Krampfadern immer weiter ausbilden, solange keine entsprechende Therapie eingeleitet wird.

Wie kommt es zur Thrombose?

Stase bei Krampfadern fördert die Entstehung eines Blutgerinnsels. Das kann im oberflächlichen venösen System zu einer Phlebitis führen. Wächst eine Thrombose ins profunde Gefässsystem, wird die Situation lebensbedrohlich. Die dislozierten Gerinselbestandteile können in die Gefässe der Lunge geschwemmt werden und diese blockieren. Dieses Syndrom nennt man man Lungenembolie und kann durch eine gestörte Lungenperfusion zum Tod führen. Lesen Sie mehr über die Thrombose.

Bildung einer Thrombose in der VeneZur Genese der Varikose tragen jedoch verschiedene Faktoren bei. Solche können familiär bedingt oder auch durch Erkrankungen oder bestimmte Gewohnheiten verursacht sein. Einige sind beeinflussbar, andere nicht.

Grundprinzip der Therapie von Krampfadern

Die Kompressionstherapie bildet die Grundlage der Therapie von Venenleiden. Initial ist es oft nicht möglich, Kompressionsstrümpfe anzuziehen. Bis zu einer Schwellungsreduktion sollen Bandagen verwendet werden, sobald ein stationärer Zustand erreicht wird, kann auf Kompressionsstrümpfe umgestellt werden. Krampfadern können so nicht zum Verschwinden gebracht werden, es kann aber ein Zustand erhalten bleiben. Sehr ausgeprägte Varizen sollen chirurgisch angegangen werden.

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Die Kompressionsklassen – je nach Indikation eine andere Klasse.

Die Kompressionssklassen

Wie die Bezeichnung Kompressionsstrumpf schon sagt, wird eine gewünschte Wirkung mittels Kompression erreicht. Der dabei gewählte Druck ist massgeblich von der Diagnose und Gesamtsituation abhängig. Insgesamt sind Kompressionsstrümpfe in vier unterschiedliche Kompressionsklassen erhältlich, KKL. I-IV. Der Druckverlauf wird mit dem RAL-Gütezeichen standardisiert. Stützstrümpfe werden auch in Klassen geteilt, die sogenannten Stützklassen. Auf Grund der fehlenden Richtlinien haben Stützstrümpfe im medizinischen Bereich wenig Bedeutung. Für eine prophylaktische Anwendung sind Stützstrümpfe aber durchaus gerechtfertigt.

Kompressionsklasse I, die Leichte

Kompressionsstrümpfe der KKL. 1 üben einen niedrigen Druck auf das Bein aus. Sie werden oft als leichte Kompressionsstrümpfe bezeichnet. Der Druck an der Fessel (cB) beträgt standardisierte 18-21mm Quecksilber und nimmt gegen oben hin kontinuierlich ab. Die Kompressionssklasse I hat keine therapeutische Bedeutung und wird ausschliesslich für eine bewusste Prophylaxe eingesetzt. Funktionelle Beschwerden wie Schweregefühl oder müde Beine können gelindert werden, solange noch keine massiven Krampfadern vorliegen. Auch für die Prophylaxe der Schwangerschaftsvarikose machen KKL. I Strümpfe Sinn, treten zusätzlich Schwellungen auf, soll eine höhere Kompressionsklasse gewählt werden.

Weiter werden die Strümpfe zur Sicherung des Therapieerfolgs nach Sklerosierung (Verödung) eingesetzt. Die postoperative Behandlung nach der Krampfadern-OP sollte mit Klasse II Strümpfe erfolgen. Es ist jedoch besser eine Klasse niedriger zu wählen, als ganz auf die Strümpfe zu verzichten, z.B. im Sommer.

KKL. 2, die Häufigste

Die Kompressionsklasse zwei ist die am meisten verwendete Klasse. Mit einem Fesseldruck von 23 bis 32 mm Quecksilber spricht man schon von einem schweren Kompressionsstrumpf. Die Fadenqualität wird fester, ebenso die Steifigkeit. Diese Strümpfe haben ein sehr breites Einsatzspektrum: Intensive Prophylaxe, Schwellungsreduktion, Behandlung von Krampfadern und Thrombose sind nur einige Beispiele. Auch in der Schwangerschaft finden Kompressionsklasse II Strümpfe viele Anhänger.

KKL. 3, für spezielle Indikationen

Die KKL. 3 bietet mit über 36mm Quecksilber eine sehr hohe Kompression. Die Klasse wird nur für spezielle Indikationen verschrieben. Dazu gehört z.B. das Lymphödem. Auch für die Therapie des offenen Beins kann ein KKL. 3 Kompressionsstrumpf eingesetzt werden, solange die arterielle Durchblutung sichergestellt ist.

KKL. 4

Kompressionsstrümpfe mit über 49mm Quecksilber haben so gut wie keine Anwendung. Die Strümpfe werden nur auf Anfrage und nach Mass hergestellt. Ein Kompressionsstrumpf der Klasse IV kann nicht selber angezogen werden!

 

Überblick Kompressionsstrumpf

Der Kompressionsstrumpf ist Hauptbestandteil in der Kompressionsstherapie und dient als  medizinisches Hilfsmittel. Man versucht mit Kompressionsstrümpfen Krampfadern, Thrombosen und deren Folge, das Postthrombotisches Syndrom sowie auch das lymphbedingte Ödem zu therapieren. Einen besonderen Stellenwert nimmt die Kompression in der Behandlung des offenen Beins.

Wirkungsweise des Kompressionsstrumpfs

Kompressionsstrumpf bis zum Oberschenkel mit HaftbandKompressionsstrümpfe üben Gegendruck auf das betroffene Beine aus, um das erkrankte Gefässsystem zu entlasten. Der dabei ausgeübte Druck nimmt vom Knie gegen den Fuss analog dem interstitiellen Druck zu. Die Kompressionsstärke des Strumpfes ist je nach Krankheitsgrad des Betroffenen anzupassen und wird in die Kompressionsklassen eins bis vier eingeteilt. Die Kompressionsklasse I ist die niedrigste Kompressionsklasse und weist den geringsten Druck auf. Die Druckwerte werden an der Fessel gemessen.

Die Funktion eines Kompressionsstrumpfes mit der MuskelpumpeKompressionsstrümpfe und Kurzzugbandagen dienen als Gegenpol für Muskelbewegungen, vergleichbar mit einer Muskelfaszie. Die Auswirkung auf den Blutfluss erscheint allerdings einzig gewährleistet, wenn der Patient die Waden ausreichend Bewegen kann. Menschen, welche an das Bett gebunden sind, profitieren nur bedingt von einem Kompressionsstrumpf. Bei Leuten mit Verschlüssen der Arterien oder Polyneuropathie sollte eine Kompressionstherapie nur unter ärztlicher Kontrolle und Verantwortung durchgeführt werden.

Vorsorgende Anwendungen

Ein Kompressionsstrumpf in leichter Ausführung wird ebenfalls als vorbeugendes Hilfsmittel gegen die Reisethrombose eingesetzt. Auch Vertreter von dauernd aufrechten oder sitzenden Arbeiten profitieren von schwachen Strümpfen im Sinne einer Unterstützung. Bis zu 90% aller Thrombosen auf langen Flügen können durch das Tragen von Kompressionsstrümpfen in Kombination mit alternativen thromboselindernden Massnahmen verhindert werden. Ursprung der Reisethrombose sind neben der ungünstigen Körperposition und der dadurch hervorgerufenen reduzierte Durchblutung der untere Extremitäten auch die sehr ausgetrocknete Luft im Flugzeug, verbunden mit häufig zu geringer Flüssigkeitsaufnahme.

Strumpfausführungen

modische, farbige KompressionsstrümpfeKompressionsstrümpfe sind als Unterknie-, Oberknie- und Oberschenkel-Länge, aber auch als Strumpfhose für Männer und Frauen erhältlich. Je nach Beschwerdebild und Vorlieben wird die Strumpfvariante gewählt. Klar ist, je höher der Strumpf reicht, desto grösser die Wirkung. Kurze Wadenstrümpfe können gut im Sommer getragen werden.

Frei Wählbar sind sie mit oder ohne Fussspitze oder mit einem Silikonband im Bereich des Oberrand versehen. Getragen wird der Kompressionsstrumpf üblicherweise bloß tagsüber, solange der Körper sich in senkrechter Haltung befindet. Medizinische Strümpfe sind nicht nur für Beine erhältlich sondern auch für die oberen Extremitäten und Finger.

Anfertigung eines Kompressionsstrumpfs

Ein Kompressionsstrumpf besteht aus Zweizugmaterial. Die Fadenqualität ist nur noch selten eine natürliche Faser (Baumwolle), gemischt mit einer elastische Synthetikfaser (früher Gummi). Die aktuell meist eingesetzte, vollsynthetische Faser ist wesentlich haltbarer. Üblicherweise wird der Kompressionsstrumpf im Rundstrickverfahren gestrickt, auf diese Weise entsteht keine Naht. Bei starken Wassereinlagerungen und / oder atypischen Proportionen kann ggf. ebenso ein Massstrumpf nötig sein. Ausweichend gibt es die flachgestrickten Strümpfe. Dabei werden die Strümpfe nicht im Rundstrickverfahren hergestellt, sondern mit Hilfe einer Nahtstelle wie eine Röhre zusammengenäht. Die Optik leidet zwar unter diesem Verfahren, dafür können so die Formen der Waden wesentlich besser eingekleidet werden. Solche Flachgestrickten Ausführungen werden nur ausnahmsweise verwendet. Zum Einsatz kommen sie bei ausgeprägtem Venenleiden, Ödemen oder offenen Beinen. Sie sind ab einer Kompressionsklasse II gerechtfertigt.

Zu beachten in der alltäglichen Anwendung

Anziehen eines medizinischen KompressionsstrumpfesWegen der starken Rückstellkraft sind Kompressionsstrümpfe kraftaufwändiger anzuziehen als konventionelle Strümpfe. Mit Gummihandschuhen an den Händen vermeidet man Schäden am Strumpf durch die Fingernägel und hat einen weitaus satteren Griff. Am besten werden die Füsse vor dem Tragen gepudert, natürlich vorher Waschen und sauber trocknen. Zur Nacht kehrt eine Menge Wasser aus den Beinen zurück, deshalb sind diese am Morgen weniger angeschwollen und das Anziehen geht leichter. Bei den meisten Varianten gibt es Hilfen, über die der Kompressionsstrumpf einfacher angezogen werden kann, die Anziehhilfe oder Strumpfbutler.